„DIE ELEMENTE“

Teamprojekt Musikperformance auf Tournee in Süddeutschland

Exposition

Es war Samstag, der 24. Mai 2008. Nach einem erfolgreichen zweiten Auftritt im Warener Müritzeum äußerte jemand den Gedanken eine Deutschland-Tournee durchzuführen. Dieser Gedanke erschien uns zunächst eher als eine schöne Illusion, gleichzeitig waren wir begeistert davon.. Und so saßen wir zwei Wochen später in unserem Projektraum zusammen und verfassten ein Anschreiben, in dem wir anderen Internaten anboten, unsere halbstündige „Sinfonie“ noch einmal vorzustellen. Das Ergebnis: Am Montag, den 30. Juni machten wir uns, das Teamprojekt Musikperformance und unsere Gastmusiker zusammen mit Herrn Seeber und Herrn Seitz auf den Weg. Die Tournee durch Süddeutschland mit insgesamt vier Auftritten an vier verschiedenen Schulen hatte begonnen.

Am frühen Abend trafen wir nach langer Autofahrt schließlich am Landesgymnasium für Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg ein. Frau Arnau, die bis vor einem Jahr in Torgelow als Lehrerin gearbeitet hatte, begrüßte uns und zeigte und die Internatsräume. Da wir Mädels jeweils bei einer Schülerin des Internats übernachteten, konnten wir uns ausgiebig über Schul- und Internatsleben in Schwäbisch Gmünd und Torgelow austauschen- es war unglaublich interessant, ein doch deutlich anderes Konzept kennen zu lernen. Das erst vier Jahre alte Internat mit derzeit 150 (ausschließlich internen) Schülerinnen und Schülern ist noch mitten in der Aufbauphase. Die SchülerInnen - bzw. deren gewählte Vertreter - nehmen in den wöchentlichen Schülerratssitzungen starken Einfluss auf die Internats- und Regelgestaltung und arbeiten eng mit Lehrer- und Leitungsteam zusammen. Besonders auffallend ist hier, dass Richtlinien, Regeln und eventuelle Strafen meist recht liberal und individuell gehandhabt werden, was insgesamt zu einer sehr entspannten, intakten Internatsatmosphäre zu führen scheint.

Am folgenden Tag stand für uns nach dem Frühstück in der Mensa des Internats zunächst einmal Aufbau und Soundcheck auf der Tagesordnung- die anschließende Generalprobe (die erste in voller Besetzung nach mehr als fünf Wochen Pause) war, ohne übertreiben zu wollen, eine kleine Katastrophe. Das hielt uns allerdings - nicht zuletzt wegen Herrn Seebers Zuversicht - nicht davon ab, den Nachmittag in der Innenstadt von Schwäbisch Gmünd zu verbringen. Das abendliche Konzert war ein großer Erfolg. Besonders bereichernd war die zusätzliche Unterstützung durch zwei Violinistinnen (Steffi und Thekla) des LGHs beim Element „Erde“. Die Resonanz von Schülern und Lehrern war ausgesprochen gut und in einem anschließenden Get Together konnten wir erneut unsere Teamprojekt-, aber auch unsere Internatserfahrungen im Allgemeinen austauschen. Eine Gruppe von Elftklässlern und ihr Kunstlehrer schienen sogar so inspiriert von unserer Arbeit, dass sie an jenem Abend mit dem Gedanken spielten, selbst ein vergleichbares Kunstprojekt zu initiieren. Ohne Zweifel war der Aufenthalt in diesem Internat eine sehr bereichernde Erfahrung.

Durchführung

Nach einer - vor allem für Einige von uns (…) - sehr kurzen Nacht verabschiedeten wir uns von Frau Arnau und von Schwäbisch Gmünd, um unseren Weg nach Bammental fortzusetzen. Schon bei unserer Ankunft fühlten wir uns irgendwie heimisch: Die Architektur der Mensa, die wohl bekannte Einrichtung der Internatsräume und nicht zuletzt die violetten Bänke und Papierkörbe auf dem Schulgelände zeigten unverkennbar, dass das Kurpfalz-Internat die Schwesterschule Schloss Torgelows ist. Nachdem wir wärmstens von Frau und Herrn Lehmann begrüßt worden waren, bezogen wir unser Domizil für die bevorstehende Nacht: Das Oberstufenhaus, das einige hundert Meter vom restlichen Campus entfernt liegt. Übrigens- die Pizzeria auf dem Weg dorthin macht dem hervorragenden Essen im Kurpfalz-Internat sicherlich keine Konkurrenz. Unseren Nachmittag nach erneutem Aufbau/Soundcheck/Proben verbrachten wir im Internat, im Freibad oder in Heidelberg- es sollten die letzten wirklich entspannten Stunden dieser Tournee sein.

Nach dem Abendessen halfen dann alle mit, unsere Aufführung vorzubereiten. Die Fensterflächen wurden mit Folie abgeklebt, Tische gerückt und bestuhlt. Die Stimmung war gut und ausgelassen, die Show konnte beginnen. Nach einer kurzen Begrüßung von Herrn Helge Lehmann und den üblichen, erklärenden Worten von Herrn Seeber, absolvierten wir einen recht guten Auftritt, der mit ordentlichem Applaus belohnt wurde. Anschließend gab es einen angenehmen Ausklang im Oberstufenhaus mit den Schülern des Internates und spätestens hier wurde klar, dass unsere Arbeit anerkannt wurde und gefallen hatte. 

 

Reprise

Nach einem Tag bei 34°C hätte nichts angenehmer sein können als der strömende Regen am folgenden Morgen. Denn an diesem Donnerstag hatten wir besonders viel vor- gleich zwei Auftritte an zwei unterschiedlichen, 5 Stunden Fahrt voneinander entfernten Orten.
 Trotz enormen Zeitdrucks erreichten wir pünktlich unser erstes Tagesziel, das Jugendzentrum in Aschaffenburg. Lehrer Winfried Pfeuffer, ein ehemaliger Kollege von Herrn Seeber, stellte uns hier seine Schülern der Johannes de la Salle Schule und deren teilweise erschütternde Probleme vor. Sichtlich bemüht versuchte er, uns einen Einblick in eine Arbeit zu geben, in der Noten und Leistung nur am äußersten Rande, stattdessen aber Kommunikation und die Bereitschaft, sich überhaupt auf Neues einzulassen, die eigentliche Rolle spielen. Leider ist die Situation dieser Kinder und Jugendlichen für die meisten von uns kaum vorstellbar.

Wir spielten unser bestes, nahezu fehlerfreies Konzert und wurden mit viel Dankbarkeit und Interesse an unserer Arbeit belohnt. Wie es denn sei, im Internat zu leben und wie wir auf die Idee mit den vier Elementen gekommen wären, diese Fragen wurden uns im Anschluss gestellt. Ihre Beantwortung gestaltete sich schwieriger als gedacht, dennoch glauben wir einen Einblick in unser Projekt gegeben zu haben. Nach einer eigentlich viel zu kurzen Begegnung (kein zu geringer Anteil unserer Internatsschüler hätte hier wohl einen leichten Kulturschock erlitten) befanden wir uns schon wieder mit Auto und Minibus auf der Autobahn in Richtung Norden, nach Niedersachsen.

 

Coda

„Evangelisches Internat Dassel“ oder auch „Paul-Gerhardt-Schule“- kein täglicher Gottesdienst oder vergleichbares steht hier auf der Tagesordnung, sondern ein ausgesprochen modernes und weltoffenes Schul- und Internatskonzept. Leider haben wir nur sehr wenig über diese Schule, in der wir unsere letzte Vorstellung gaben, erfahren- obwohl schon nach wenigen Klicks auf ihrer Website klar wird, dass man hier einer ganz besonderen Institution begegnet. Internatsleiter Herr Rutenbeck, übrigens ehemaliger Internatsleiter vom Kurpfalz-Internat, bemühte sich trotz der sehr knapp bemessenen Zeit, uns zumindest einen Eindruck von Schule (Gymnasium und Realschule) und dem deutlich kleineren Internat zu vermitteln. 

Während unseres vorerst letzten Konzertes spürten wir wohl alle die einkehrende Routine. Bis auf ein Computer bedingtes Problem verlief alles reibungslos- wir waren, vornehmlich wohl auch während dieser unvergesslichen Woche, ein eingespieltes Team geworden. 

Für die meisten von uns bedeutet das Ende der Tournee die Rückkehr in den schulischen Alltag, für drei von uns den Aufbruch zu etwas vollkommen Neuem. Aber wie dem auch sei: Es ist an dieser Stelle sicherlich in Ordnung festzustellen, dass wir alle in diesen Tagen unheimlich erfreuende und insbesondere für uns persönlich wertvolle Erfahrungen gemacht haben, die uns langfristig bereichern werden.

Vielen Dank für diese außerordentliche Möglichkeit. Wir sind gespannt, was das Teamprojekt Musikperformance im nächsten Schuljahr vollbringen wird.