Der Konflikt im Hause Abraham

Gespannt erwarteten wir unseren Gastreferenten Gerhard Lintner im Audimax, der uns  - wie die bereits vorbereitete Power-Point-Präsentation andeutete - den Konflikt im Nahen Osten näher bringen wollte. Doch was das Ganze erst interessant machte, war die Tatsache, dass er aus seiner eigenen Erfahrung über die Geschehnisse sprechen konnte, da er selbst neun Jahre in Israel gelebt hatte.

Selbst als Internatsschüler am Chiemsee aufgewachsen,  führte ihn sein weiterer Lebensweg in die Bundeswehr, wo er zu einem erfolgreichen Marineoffizier ausgebildet wurde und dann nach Tel Aviv als Verteidigungsattaché der deutschen Botschaft gelangte. So hat er vor Ort den zweiten Irak-Krieg miterlebt und hat somit viel Einsicht in den Konflikt aus dem Blickwinkel der ortsansässigen Israelis erlangt.

Spannend und bildhaft erzählt, ließ er mit uns 6000 Jahre Geschichte Revue passieren, um uns die Wurzeln des Konfliktes ansatzweise verständlich zu machen und zu erläutern, warum es in dem Zentrum aller drei Weltreligionen überhaupt zu so einem Streit kommen konnte. Dabei bezog er viele Geschichten aus der Bibel mit ein, da deren unterschiedliche Interpretation von den verschiedenen Völkern ja erst die Ursache des dort herrschenden Religionskrieges ist.

Kriege, Vertreibungen und Friedensverhandlungen wechseln sich nun schon seit Jahrtausenden ab und haben bis jetzt kein Ende gefunden. Selbstmordattentate, die die Bevölkerung gefährden, und Raketenabwürfe gehören zum alltäglichen Dilemma in dem Land zwischen Jordan und Mittelmeer.

Doch als deutscher Marineoffizier in Israel, im Volke der Juden? Probleme gibt es da eigentlich keine laut Lintner. Seitdem es sich herumgesprochen hat, dass es auch ein Deutschland vor und nach Hitler gab bzw. gibt, ist die dortige Bevölkerung gegenüber Deutschland sehr aufgeschlossen und für viele jüdische Jugendliche ist Berlin sogar die Hip-Stadt schlechthin.

Bei wem der heutige Vortrag (noch) mehr Interesse am heiligen Land und seiner Geschichte geweckt hat, dem kann ich hier noch zwei Empfehlungen von unserem überzeugenden Referenten mit auf den Weg geben: Den Film Massada  und das Buch Oh Jerusalem. Laut Lintner sollen beide Quellen auf eine sehr spannende Art und Weise die Vergangenheit aller dort vertretenen Völkergruppen - auch aus Sicht von Zeitzeugen -  wiedergeben.