"Was das Auge sieht, glaubt das Herz!"

Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät:18:55 Uhr! Nur noch fünf Minuten bis zum Beginn der „Stunde der Musik“ und damit bis zur Vorstellung vom „Kleinen Freischütz“ im Forum des Schlosses. Vor der großen Holztür sieht und hört man eine scheinbar unüberschaubare Anzahl an Kindern, die aufgeregt darauf warten, endlich den Saal zu betreten und die besten Plätze zu ergattern.
Schon am Nachmittag sind die fünf professionellen  Opernsänger angereist, die in wenigen Minuten den „Freischütz“ aufführen werden. Unter dem Namen „KOBRA“ (KinderOper BRAvissimo) ziehen sie durchs Land, besuchen verschiedene Schulen und versuchen dadurch, den Kindern die Oper wieder näher zu bringen.
Am heutigen Abend des 13. November 2008 steht für die Klassen 5 bis 8 der „Freischütz“ von Carl Maria von Weber auf dem Plan. Da es jedoch nicht möglich ist, eine komplette Oper in eine Schule zu bringen, wurde eine gekürzte und kindgerechte Fassung entwickelt.

Die beiden Musiklehrer der Schule, Frau Hartleben und Herrn Philip, haben ihre Klassen im Vorfeld in die Oper von Carl Maria von Weber eingeführt, wodurch die Kinder nun gespannt der Vorstellung entgegensehen.

Auf die Frage, was er von der Aufführung an diesem Abend erwarte, antwortete Herr Philip „Ich erhoffe mir von der Oper, dass die Kinder am Ende des Abends mit der Erkenntnis rausgehen, dass man eine Geschichte nicht nur erzählen, sondern auch durch Musik und Gesang übermitteln kann.“.

Dann endlich wird die Tür zum Forum geöffnet, die Schüler drängen sich hinein und als sich schließlich alle gesetzt haben, beginnt die Vorstellung eröffnet. War bis zu diesem Zeitpunkt der Raum noch mit Gesprächen erfüllt, so kehrt mit einem Mal Ruhe ein und alles schaut auf diesen einen Mann, der sich vor die aufwendig und liebevoll gestaltete Kulisse gestellt hat und die Schüler mit Worten über die Oper in seinen Bann zieht. Carl Maria von Weber habe es damals nicht einfach gehabt, seine neue Oper durchzusetzen. Und obwohl der „Freischütz“ heute als „Die deutsche Nationaloper“ bezeichnet werde, sei der Gebrauch der deutschen Sprache damals verpönt gewesen. „Deutsch galt nicht als schicklich“, so der Opernsänger. Für die Uraufführung musste von Weber damals sogar eine eigene Oper in Dresden gründen. Doch nur so konnte dieses Werk aufgeführt und für die Nachwelt und damit für uns erhalten bleiben.

„Der Freischütz“ ist „eine gar schauerliche Geschichte von Tod und Teufel“, erzählt der Schauspieler weiter, eine Geschichte darüber, dass einem Unglück geschieht und durch falsche Freunde im Grunde alles nur noch schlimmer wird. „Eigentlich ist es ja eine Geschichte, die wir alle kennen...“. Und nach dieser Einführung in die Welt von Webers und dem Wunsch „Offene Ohren für die wunderschöne Musik“ zu haben, kann die Oper beginnen.

Auf dramatische, aber auch oft witzige Art wird die Geschichte von Max dem Jäger erzählt, der einfach kein Glück mehr beim Schießen zu haben scheint. Dabei muss er doch schon am nächsten Tag einen Probeschuss erfolgreich meistern, um seine geliebte Agathe am gleichen Tag heiraten zu dürfen. Sein Freund Caspar überredet ihn, des nachts in der Wolfsschlucht zusammen mit ihm und mit Hilfe des bösen Geistes Samiel Freikugeln zu gießen, die dafür bekannt sind, ihr Ziel nie zu verfehlen. Also treffen sich Max und Caspar dort um Mitternacht. An dieser Stelle kommen sechs kleine mit dunklen Kostümen und Perücken verkleidete Geister  auf die Bühne und man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass es sich bei den Gestalten um Carla, Annika, Sophia, Swantje, Nick und Arthur aus der 6a handelt, die um die beiden Profis schleichen und ihre Beschwörungsformel murmeln. Doch sie meistern ihren Auftritt perfekt und ohne Probleme, so dass das Geschehen weiter seinen Lauf nehmen kann. Am nächsten Tag beim Probeschuss visiert Max sein Ziel an und trifft. Jedoch quält ihn sein schlechtes Gewissen und er gibt zu, Freikugeln benutzt zu haben. Das verstößt zwar gegen die Regeln, aber weil er ehrlich war, bekommt er am Ende seine Agathe zur Frau. Caspar jedoch wird von Samiel heimgeholt.
Nach eineinhalb Stunden ist die Aufführung vorüber und die fünf Opernsänger stehen glücklich lächelnd und werden lautstark von den Schülern bejubelt. Auch wenn die Musik von Webers nicht von einem Orchester gespielt werden konnte, sondern vom Band kam, wurden die Arien live und überzeugend gesungen. Dabei scheuten die Schauspieler sich auch nicht, in die Schülerreihen zu gehen und somit die Distanz zwischen Bühne und Publikum aufzuheben. Viele der Arien haben die Schüler sogar so sehr begeistert, dass es zwischendurch Applaus für den/die Sänger gab. Langeweile kam während der ganzen Aufführung nicht auf. Und dass die Schüler keine einzelne Minute verpassen wollten, konnte man daran sehen, dass immer wieder die Köpfe in die Luft gereckt wurden oder man gar aufstand, um einfach besser sehen und das Geschehen verfolgen zu könne.

Lucy aus der 5. Klasse fand die Wolfsschluchtszene am besten. Lena und Laura uns der 7b waren über das Happy End glücklich, nach dem es zwischenzeitlich nicht ausgesehen hatte. Noch einmal anhören würden die beiden Siebtklässlerinnen das Stück jedoch nicht, „Dann lieber eine andere Oper oder vielleicht ein Musical!“. Aber trotzdem waren sie sich einig, dass es eine gelungene Vorstellung war, bei der ihnen besonders der Gesang gefallen hat.

Die Opernsänger bekamen neben tosendem Applaus zum Dank noch eine große Schachtel Pralinen von Frau Hartleben geschenkt, denn dankbar waren am Ende alle für diesen wunderbaren musikalischen Abend.

Das KOBRA-Ensembel hat seinen Traum, den Kindern die Oper wieder näher zu bringen, hier in Torgelow mit Sicherheit verwirklichen können.
Und wir sind gespannt darauf, was uns in der nächsten „Stunde der Musik“ erwarten wird...