Großes Theater auf Schloss Torgelow „Biedermann und die Brandstifter“ in einer Aufführung der Schlosstheatertruppe
Am letzten Internatswochenende präsentierte die Schlosstheatertruppe das politische Weltdrama „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch, zunächst in der Premiere am 3. Mai vor Eltern, Lehrern und geladenen Gästen, einen Tag später folgte die Aufführung für die Torgelower Mitschüler.
Max Frisch nannte sein Drama ein „Lehrstück ohne Lehre“. In der Tat müssen die Zuschauer ohne Belehrung darüber auskommen, wie das Stück zu interpretieren ist, in dem der Haarwasserfabrikant Jakob Biedermann und seine Frau Babette auf dem Dachboden ihres Hauses zwei vagabundierenden Brandstiftern, dem Ringer Schmitz und dem Kellner Eisenring, Obdach bieten. Selbst als diese Benzinfässer heranrollen, Zündschnüre anschließen und Zündkapseln putzen, kommt Biedermann nicht zur Einsicht, will er die Wahrheit nicht wahrhaben, die drohende Gefahr nicht sehen. So kommt es letztlich zur Katastrophe.
![]() | In der Rolle des Jakob Biedermann überzeugte Wolf-Peter Arand in jeder Beziehung, denn er hat es geschafft, alle Facetten dieses biederen, angepassten, ängstlichen und zugleich skrupellosen Kleinbürgers in seiner absurden Handlungsweise dem Publikum glaubhaft zu vermitteln. |
Ebenso glücklich besetzt waren die anderen Hauptrollen mit Mandy Käpnick, die der naiven Babette Biedermann gut gerecht wurde, mit Anica Eigner und Eva-Maria Hoyler, die wirklich teuflisch-hinterhältige Brandstifter waren und deren kriminelle Energie hervorragend auf die Bühne brachten, und mit Alexandra Albrecht, die ein wunderbar zickiges Dienstmädchen gab und so für einige heitere Momente in diesem ernsten Stück sorgte.
Abgerundet wurde die rundherum gelungene Aufführung durch die ebenso wichtigen „kleineren“ Rollen, die Elisabeth Winkler (Witwe Knechtling), Alexandra Zahn (Dr. Phil), Johannes Ader (Chorführer) sowie Franziska Jendrasik und Johanna Maier (Chordamen) mit Leben füllten. Eine großartige Arbeit leisteten auch Sandy-Lee Holdorf als Requisiteurin sowie die Bühnentechniker Volker Knopke (außerdem auch in der Rolle des Polizisten) und Oliver Knapp. Die Spezialeffekte am Ende des Stücks erzeugten eine wirklich grauenhafte Brandatmosphäre.
Das Parabelhafte dieses Dramas wurde durch interessante Ideen der Regie (Frau Scherfig, assistiert von Frau Hörl) in besonderer Weise zum Tragen gebracht. Das Antikriegslied „Sag mir, wo die Blumen sind“ unterstützte die beabsichtigte Deutung des „Biedermann“ als Antikriegsstück ebenso wie die gelungene Tanzpassage am Ende der Aufführung und die assoziationsreiche Musik aus dem Erfolgsfilm „Mission impossible“. Denn die mit viel Beifall bedachte Inszenierung hat sehr eindrucksvoll deutlich gemacht, dass es eben keine „Mission impossible“ sein muss, einen Krieg, eine drohende Diktatur oder anderes Unheil bzw. Unrecht zu verhindern.
Die Schlosstheatertruppe jedenfalls schien nach der Premiere noch gar nicht ganz verarbeitet zu haben, was sie mit dieser Aufführung geleistet hat. Mit ernsten, fast verunsicherten, vielleicht aber auch nur von der ungeheuer anstrengenden Probenarbeit gezeichneten Blicken nahmen die Akteure anfangs den verdienten, kaum enden wollenden Applaus entgegen. Erst einige Zeit später konnten sie dann doch gelöst lachen und sich freuen, denn die Mühe hat sich wirklich gelohnt!