Drei Freunde auf dem Weg nach Berlin – nichts Außergewöhnliches... Doch nur einer von ihnen kehrt nach Hause zurück... Wir schreiben das Jahr 1988 in der DDR. Einer derer, die an diesem Abend nicht heimkehrten, war Maik Torfstecher. Im Rahmen seines Einsatzes für geschichtliche Aufklärung war er am 18.06.2024 an unserer Internatsschule zu Gast. 

Als Herr Torfstecher zu reden beginnt, wird es plötzlich still. 

Wie unvorstellbar es doch für uns ist, nicht die Freiheiten zu haben, die wir jetzt genießen. Er berichtet von seiner glücklichen Kindheit in der DDR und wie kurz darauf das heile Bild für ihn zusammenbrach. Zuerst sei ihm die eigene Unfreiheit nicht aufgefallen, doch in Gesprächen mit Freunden, einem Pastorensohn und dem Sohn zweier Alkoholiker, wurde ihm bewusst, wie das Regime von anderen empfunden wurde. 

In seiner Jugend entwickelte sich dann der Wunsch nach Freiheit, dem er im September 1988 nachkam. Gemeinsam mit Freunden fuhr er nach Ostberlin. Herr Torfstecher wollte an einem morastigen, dafür jedoch weniger stark ausgebauten Grenz-Abschnitt den Übertritt wagen. Eindrucksvoll berichtet er in seinem Vortrag von der bangen Zeit der Vorbereitung und der Durchführung der Flucht: Angst, Unwissenheit und Sorge waren seine ständigen Begleiter.

Um den Anwesenden eine Vorstellung des abstrakten Begriffs „die Grenze“ zu ermöglichen, erklärt er den genauen Aufbau der Grenzanlage und wie er die Grenze letztendlich mit seinem Begleiter Jürgen überwand: Sie konnten unterirdisch den Alarmzaun überwinden, kämpften sich anschließend durch den Zwischenbereich und erreichten trotz der Verfolgung durch Grenzbeamte lebend die andere Seite. 

Doch die Geschichte von Herrn Torfstecher endete nicht mit dem erfolgreichen Grenzübertritt. Er schildert weiter, dass in der BRD niemand auf zwei weitere Flüchtlinge gewartet hatte und es zudem Befürchtungen gab, sie wären Spione. Nachdem sie befragt wurden, brachte man die DDR-Bürger nach Berlin, von wo aus Herr Torfstecher weiter nach Hannover reiste und dort zunächst Station machte. 

Heute lebt er wieder in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Schülerin fragt, ob er seine Flucht jemals bereut hätte. Die Antwort fällt eindeutig aus: „Nein, nie!“ Innerhalb der ausführlichen Fragerunde hat jeder die Möglichkeit, Fragen zu den Hintergründen seiner Flucht, dem Leben in der DDR und den Reaktionen auf sein Verschwinden zu stellen. Diese Möglichkeit wird ausführlich genutzt und so enden zwei Stunden innerhalb kürzester Zeit. Trotzdem gibt es noch immer viele ungestellte Fragen… 

Wir möchten uns bei Herrn Maik Torfstecher für seine Mühen und bei der Konrad-Adenauer-Stiftung für die Möglichkeit, einen Zeitzeugen zu treffen, bedanken. Ein Dankeschön auch an Frau Petri, Herrn thor Straten und Herrn Träger für die Organisation und Unterstützung.

(Mit Unterstützung von Cora Metka)