European Classroom: Torgelower Schüler verbringen ein Term in England
Nachdem wir alle die Sommerferien in vollen Zügen genossen hatten, trafen wir - 12 Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a - uns am 2. September um 10.30 Uhr am Torgelower Schloss, um uns gemeinsam mit Herrn Lehmann jr. auf eine dreimonatige Reise nach England aufzumachen.
Als erste Klasse sollten wir die Pioniere des Projekts "European Classroom" sein. In dessen Rahmen besucht jede der drei 9. Klassen in Torgelow für ein Term (ca. 3 1/2 Monate) eine Internatsschule in Truro, Cornwall. Die Jungs gehen dabei auf die Truro School, die Mädchen besuchten die Truro High School for Girls.
Pioniere waren wir also und so fühlten wir uns auch. Im Magen war es uns schon etwas flau, als wir im Minibus nach Lübeck saßen. Was würde uns in England erwarten?
Wir flogen ab Lübeck und nach einigen kleinen Hindernissen mit dem Gewicht unseres Gepäcks gelang es uns, irgenwann den Flieger von Ryanair nach London zu besteigen. Dort hatten wir vier Stunden Aufenthalt und flogen dann ein und eine viertel Stunde nach Newquay/ Cornwall.
Dort wurden wir von den Housemasters unserer Internate abgeholt und in den einzelnen Minibussen zu den Internaten gefahren. Der Housemaster von Truro School, Mr. Mike Homer, war ein alter Bekannter. Wir hatten ihn bereits im Mai in Torgelow getroffen. Früher, lang vor meiner Zeit, war Mike Homer selbst als Internatsleiter in Torgelow tätig gewesen.
Da es draussen dunkel war, konnten wir zwar nicht viel sehen, doch das war nicht weiter schlimm, weil wir alle ziemlich geschafft waren und nur noch schlafen wollten.
Als ich wieder aufwachte, fuhren wir einen steilen Berg herauf. Wir kamen um eine Kurve und blickten in das in Stein gemeißelte und erhellte Eingangsschild, auf dem "Turo School" stand. Wir fuhren eine Serpentinenstraße hoch von der ich später erfuhr, dass man sie "Snake" nennt. Vor einem schloßartigen Gebäude hielt der Bus an.
Wir namen unsere Koffer und schleppten sie die Stufen hinauf in unsere Zimmer. Doch wirklich wahrnehmen sollten wir die Umgebung erst am nächsten Tag, da wir sofort ins Bett fielen. Naja, es war ja auch schon 23 Uhr und nach einem langen Tag.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, packten wir unsere Koffer aus und machten uns mit unserem zweiten Zuhause dem "Boardinghouse" (Internat) bekannt. In unseren Zimmern waren wir mit englischen Schülern untergebracht, die uns freundlich aufnahmen. Wir bekamen unsere Schuluniformen, unsere Schulsportkleidung und Ben Homer, der Sohn von Mr. Homer, führte uns herum, um uns die Schule zu zeigen. Uns wurden die vielen Gebäude gezeigt und die Vielfältigkeit des Geländes wurde uns klar. Wir wurden ein bischen neidisch, als wir die 2 Tennisplätze, die 2 Hockeyplätze und die 6 Rugbyplätze sahen.
Rugby, dieser Sport sollte für einige von uns noch eine grössere Rolle spielen, als wir vorerst dachten. Da es in diesem Spiel Turniere unter den örtlichen Schulen gibt und zwei sich als so stark herausstellten, dass sie in unserer Schulmannschaft spielen durften.
Herr Lehmann verliess uns am Mittwoch Morgen. An diesem Tag durften wir unseren eigenen Interessen nachgehen, nachdem wir unsere Koffer ausgepackt hatten. Am Abend wurden uns dann ein paar erste Anweisungen für den ersten Schultag gegeben, der am Donnerstag Morgen begann.
Der Stundenplan sah wie folgt aus:
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitags hatten wir 8 Stunden, wobei eine Stunde 35 Minuten dauerte. Mittwoch hatten wir nur 6 Stunden, weil wir ein Projekt am Mittwoch Nachmittag zu wählen hatten. Das konnte von Tontaubenschiessen über Fussball bis hin zu Rugby selbst gehen.
Es waren immer Doppelstunden, aber die 2. Doppelstunde wurde von einer 25 minütigen Frühstückspause unterbrochen. Nach der 6. Stunde gab es von 13.15 Uhr bis 14.30 Uhr eine Mittagspause. Nachdem in der "Dinning Hall" gespeist wurde und das Essen sich als eher "Fast Food" ähnlich herausgestellt hatte, traf man sich mit den englischen Freunden getroffen, die wir alle sehr schnell fanden.
Danach hatten wir noch einmal eine Doppelstunde, wenn wir dann um 15.45 Uhr aus der letzten Unterrichtsstunde kamen, hieß es einfach nur noch raus aus der Uniform und rein in die Freizeit.
Folgende Fächer wurden uns angebeoten:
Biologie, Englisch, Mathe, Games (was Rugby war), General Studies (dieses Fach wechselte alle 6 Wochen, von Politik, Philosophie, Sport oder Schwimmen), Geographie, Physik, Chemie, Latein bzw. Französisch, Musik, Geschichte oder D.T. (Design und Technologie).
Auf dem Gelände gab es eine Musikschule, ein Theater, das aber auch als Kino genutzt werden konnte und mit Klassenräumen ausgestattet war, zwei Sporthallen, eine Schwimmhalle, in die man jeden Mittwoch und Donnerstag gehen konnte, um die Wasserschlachten mit zu erleben, ein grosses Eingangsgebäude, welches schlossähnlich gebaut wurde und in dem sich unser Internat und Lehrerzimmer, sowie Büros und Essenssaal befanden, ein grosses Schulgebäude mit Klassenräumen, ein Biologietrakt, Umkleidekabinen und zwei bungalowartige Gebäude, in denen Mathematik unterrichtet wurde.
Uns fiel auf, dass dort im Gegensatz zu Deutschland vorrangig Lehrer und weniger Lehrerinnen unterrichteten und dass die Technik überragend war. So war in fast jedem Klassenraum ein Computer, der an das schuleigene Netzwerk angschlossen war und eine Tafel, auf die das Bild des Bildschirms projeziert wurde, um die Schüler per Computer zu unterrichten.
Im Grossen und Ganzen hat der Aufenthalt dort unser Englisch weit voran gebracht. Von Tag zu Tag haben wir die Engländer besser verstanden. Jetzt, am Ende der drei Monate, verstehen wir Englisch fast perfekt und können uns gut in Englisch ausdrücken. Vor allem haben wir mehr Mut, Englisch zu sprechen.
Zwei von uns, Alexander Rabe und Stephan von Wolf, sind sogar am Ende mit dem Schulteam Cornwall Meister im Rugby geworden. Nicht schlecht für drei Monate Rugbytraining.
Ach ja:
Die Mädchen haben wir nicht sehr oft gesehen. Aber wir sind gemeinsam mit ihnen und der Homer Family ein Wochenende nach London gefahren. Dort ist auch das Gruppenbild entstanden, das man oben sieht.
Am Ende des Terms wollten wir alle nach Hause, um Weihnachten zu feiern, aber wir hätten alle kein Problem damit, wieder dort hinzugehen. Natürlich hatte jeder so seine Gründe, weil in drei Monaten viel passieren kann.
Florian Burchett