Uwe Dähn zu Gast in der Reihe "Starke Vorbilder - starke Kinder"

Im Halbdunkel des Audimax steht ein Mann mit langen, lockigen Haaren. Es ist Uwe Dähn, 1950 in Ostberlin geboren. In der DDR erhielt er 1977 auf Betreiben der Staatssicherheit Berufsverbot als Wirtschaftswissenschaftler, weil er etwas verändern wollte. Mit anderen organisierte er Bücherschmuggel aus Westberlin in den Osten der Stadt, sammelte Geld für streikende Arbeiter in Polen und veranstaltete Seminare, in denen Alternativen zum real existierenden Sozialismus entwickelt wurden.

In den 1980er-Jahren war er im Pankower Friedenskreis aktiv, einer der führenden Ostberliner Oppositionsgruppen, die im Visier von Erich Mielkes Staatssicherheit standen. Am 4. November 1989 war er einer der Protagonisten der größten ungenehmigten Demonstration in der DDR, bei der rund eine halbe Million Menschen für Meinungs- und Pressefreiheit eintraten. Nach dem Mauerfall am 9. November 1989 saß Uwe Dähn für das Neue Forum am Runden Tisch Kultur in Berlin und später als Vertreter der Grünen im Abgeordnetenhaus.

Nun im November 2014, 25 Jahre nach dem Mauerfall, steht er hier im Audimax und berichtet uns von einer Zeit, die wir heute nur noch aus dem Geschichtsunterricht kennen. Er spricht von der Mauer, von der Repression, von Ohnmacht und Nischen, die er suchte, um seine Meinung zu sagen.

Anschaulich zeigt er uns die selbstgedruckten Flugblätter, Exponate aus der Umweltbibliothek der Berliner Zionskirche, einen aufgehobenen Wahlschein als Beleg dafür, dass Wahlen damals , anders als heute, kein Mittel waren, um etwas zu verändern oder seine eigene Meinung zu äußern.

Für uns ist es unvorstellbar, zu hören, dass Jugendliche der Schule verwiesen wurden, weil sie für den Frieden einstanden und offen Kritik an der DDR übten. Unvorstellbar auch, dass Kirchen belagert und gestürmt wurden, dass überall Polizisten und Spitzel waren – das Bild der DDR, das Uwe Dähn uns zeigt, macht uns bewusst, dass die Demokratie unseres Schutzes bedarf und wir Glück haben, heute zur Schule gehen zu dürfen.

Uwe Dähn ist für uns ein Vorbild, das den Torgelow Award verdient, weil er mutig für seine Meinung eingetreten ist, weil er sich nicht hat beugen lassen und dazu beigetragen hat, dass wir in diesen Tagen das 25-jährige Jubiläum der friedlichen Revolution in der DDR feiern können. Er ist einer von vielen Helden, die es mit ihrem mutigen Aufbegehren möglich gemacht haben, dass wir heute ein wiedervereintes Land in einem friedlichen Europa sind.