Mit „Jamel rockt den Förster“ gegen Rechtsextremismus - Familie Lohmeier zu Besuch in Torgelow

Am 23. April konnten die Schülerinnen und Schüler der 9.- 11. Klassen  Horst und Birgit Lohmeyer aus Jamel, einem Dorf in Nordwestmecklenburg, im Forum des Schlosses willkommen heißen.

Das Ehepaar Lohmeyer engagiert sich aktiv gegen Rechtsextremismus in seinem Dorf und in dessen Umland. Herr und Frau Lohmeyer waren nach Torgelow eingeladen worden, um uns von ihrem Kampf gegen die rechte Szene zu berichten.

Ursprünglich stammen die Künstlerin und der Musiker aus der Großstadt Hamburg. Vor etwa 10 Jahren fassten Sie den Beschluss, ihr Leben künftig auf einen idyllischen Scheunenhof auf dem Land zu verbringen. Ihren Hof fanden sie schon nach kurzer Suche im Internet und zogen so von Hamburg in das 10-Häuser-Dorf Jamel. 

Obwohl sie von ihren neuen Nachbarn darauf hingewiesen wurden, dass sie sich in Zukunft mit den Neonazis im Dorf würden arrangieren müssen, trafen sie den Entschluss, die Scheune zu kaufen. Sie waren überzeugt davon, mit den unangenehmen Nachbarn umgehen zu können.

Schon bald wurde ihnen jedoch klar, dass dies nicht einfach werden würde. Die Liste der Verstöße und Ordnungswidrigkeiten, die im Ort passierten und passieren, ist lang. Illegale Müllverbrennung und Mülldeponien im angrenzenden Wald, verursacht durch das NPD-Mitglied Sven Krüger, sind nur die kleineren Übel. Weitaus unangenehmer ist das von den Neonazis geprägte Dorfbild: mit Bildern von sogenannten „arischen“ Familien bemalte Hauswände und viele rechtsradikale Schmierereien.

Die Einheimischen hüllten sich dazu weitgehend in Schweigen. Doch das Ehepaar Lohmeyer wollte dies alles nicht so ohne Weiteres hinnehmen. Sie erstatten Anzeige und machten immer wieder Meldung bei den Behörden.

Doch damit nicht genug. Die Lohmeyers verstärkten ihr Engagement gegen Rechts noch. Im Jahr 2007 riefen sie ein Open Air Festival unter dem Motto „Jamel rockt den Förster – Rockmusik für Demokratie und Toleranz“ ins Leben, das jährlich immer mehr Besucher anlockt.

Die zahlreichen öffentlichen Kunst- und Kulturveranstaltungen auf dem ehemaligen Forsthof sollen außerdem dazu beitragen, dass das Dorf Jamel nicht mehr nur in Zusammenhang mit Rechtsextremismus in Medien und Öffentlichkeit Erwähnung findet. Unermüdlich stehen die Lohmeyers sowohl nationalen als auch internationalen Medien in vielen Interviews Rede und Antwort. All dies zum Zwecke des gewaltfreien Protests gegen Rechts.

Die Lohmeyers haben sich noch weitere Ziele gesteckt: Sie wollen verhindern, dass noch mehr Rechtsradikale nach Jamel ziehen, indem sie die wenigen noch leerstehenden Häuser im Dorf aufkaufen und sie wollen auch den Bewohnern der Nachbardörfer beweisen, dass in Jamel nicht nur Neonazis wohnen.

Natürlich bleiben die Reaktionen der in Jamel lebenden Rechten nicht aus. Immer wieder sind Horst und Birgit Lohmeyer verbalen Angriffen und Drohungen ausgesetzt. Sie waren schon mehrmals Opfer von Sachbeschädigungen und wurden in Karikaturen von Neonazi- Zeitschriften dargestellt. Eine Gegenaktion der Neonaziszene ist z. B. auch die Veröffentlichung einer CD mit dem Namen „Jamel scheißt auf den Förster“.

Mit Drohungen und Angriffen der Neonazis hatten die Lohmeyers gerechnet, jedoch nicht mit der Ignoranz und der Ablehnung der übrigen Dorfbewohner. Teilweise wurden ihre Aktionen sogar regelrecht sabotiert.

Hierüber sind die Lohmeyers sehr enttäuscht; sie sehen dieses Verhalten jedoch vor allem als ein Resultat der Einschüchterung durch die in Jamel lebenden Neonazis. Dies ist beängstigend und sicherlich in gewisser Weise vergleichbar mit dem Verhalten eines Großteils der deutschen Bevölkerung zu Zeiten des Nationalsozialismus. Auch damals wagten viele aus Angst nicht, ihre Stimme gegen Rechts zu erheben.

Doch trotz allem hat das Ehepaar Lohmeyer bis heute nicht damit aufgehört, sich gegen Rechtsextremismus einzusetzen und entwickelt dafür unaufhörlich neue Ideen. Für ihr Engagement und ihre Zivilcourage erhielte sie schon viele Auszeichnungen. Auch Schloss Torgelow möchte Horst und Birgit Lohmeyer für ihren Mut und ihren Durchhaltewillen danken und verleiht ihnen den „Torgelow Star“ als kleine Anerkennung für ihren Verdienst im Kampf gegen die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts.