Krieg: Stell dir vor, er wäre hier
Gastspiel des Theaters Vorpommern auf Schloss Torgelow

Stell dir vor, es ist Krieg – nicht irgendwo weit weg in Afghanistan oder Syrien, sondern hier in Europa, in Deutschland!

Ein dem Tode offenbar nur knapp entkommener Mann stürmt die Bühne, in diesem Falle das Klassenzimmer, und fordert alle voller Panik auf, sich hinter den Schulbänken zu verbarrikadieren. Eine Idee, die das Geschehen für die Zuschauer, die Schüler der Klassenstufen 8 und 9, gleich zur unmittelbaren Erfahrung werden lässt. Am Ende bleibt als Überlebensmöglichkeit nur noch, Deutschland zu verlassen. Wer kann, flieht in den Nahen Osten – wie der 14-jährige Protagonist dieser Geschichte, der aus Deutschland kommt.

Mit diesem Gedankenexperiment und all seinen denkbaren (oder undenkbaren, weil für uns unvorstellbaren) Folgen beschäftigt sich ein Erzähltext von Jane Teller, den das Theater Vorpommern als Ein-Personen-Stück (besetzt mit dem eindrucksvoll spielenden Marvin Rehbock) auf die Bühne gebracht hat. Das Stück erzählt von den Schrecken des Krieges, von Verrat, Angst, Not, Flucht und Vertreibung. Durch einen einfachen Perspektivewechsel veranschaulicht es unser Privileg, in Sicherheit und Wohlstand zu leben, und fordert auf zu Verständnis, Empathie und Solidarität.

Wird der deutsche Flüchtling ein Zuhause in Ägypten, dieser für ihn so fremden neuen Welt finden? Das Stück lässt diese Frage mit einem offenen Ende unbeantwortet. Gerade das ist bei den Zuschauern gut angekommen, denn es regte sehr zum Nachdenken an. Die anschließende Gesprächsrunde zeigte, dass das Stück seine Wirkung nicht verfehlt hatte.